Od’banja’ha
Kambodscha ist das Null-Problemo-Land schlechthin.
Möchte ich ein freundliches „Od’banja’ha“ hören, brauche ich mich nur für irgendwas zu entschuldigen. Ob: „Sorry, I’m late.“ (abends halb 11, wenn die Vermieter-Mutti schon oben auf dem Balkon steht und wartet, um abschließen zu können), “I didn’t know that” (absolut underdressed auf einem Dorffest, dass sich als eine Art Staatsempfang entpuppte) “Sorry, I forgot our appointment” (als mich mein Gegenüber 30 Minuten später anruft) oder “Oh, I am so sorry” (nachdem ich mit meinem Fahrrad beim Ausparken ein Moped gerammt hatte, bei dem auch glatt ein Stück Schutzblech abbrach) – immer kommt die gleiche Antwort: “No problem - Od’banja’ha“. Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich sogar an einem Restaurant vorbei, das ‚No Problem’ heißt.
Das ist wahrscheinlich eine Art Reflexreaktion, dass auf das Wort ‚Sorry’ ‚No Problem’ folgen muss, ähnlich wie bei ‚How are you’ und ‚Thank you I’m fine, and you?’.
Ich frage mich, ob damals, als Pol Pots Brüder Nummer 2 und 3 1998 offiziell nach Phnom Penh kamen, um sich für die Taten der Khmer Rouge bei den Kambodschanern und auch ‚den Tieren, die unter den roten Khmer gelitten haben’ zu entschuldigen und „sorry, very sorry“ ins Mikrophon logen, auch der eine oder andere Kambodschaner, dessen Eltern und 3 Geschwister auf Pol Pots Schlachtfeldern verhungert sind oder tot geschlagen wurden, vor seinem Fernseher oder dem Miniradio irgendwo in der Provinz schulterzuckend „Od’banja’ha“ murmelte.
Und bisher war es auch noch nie ein Problem für die beiden, dass sie eine tragende Rolle in diesem grausamen Völkermord gespielt haben. Noch können sie sich unbehelligt um ihre Vorgärten kümmern, gesponsert von der aktuellen Regierung, Premier Hun Sen ist ja ein alter Parteikumpel.
Doch jetzt kommen die Ausländer und machen Stress mit ihrem Khmer Rouge Tribunal, dabei hat man doch in Kambodscha ganz andere Probleme, als sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Wieso alte Wunden aufreißen oder die Jugend verunsichern, vor denen man das Massengemetzel von vor 30 Jahren so gut verschwiegen hat?
Od’banja’ha
Möchte ich ein freundliches „Od’banja’ha“ hören, brauche ich mich nur für irgendwas zu entschuldigen. Ob: „Sorry, I’m late.“ (abends halb 11, wenn die Vermieter-Mutti schon oben auf dem Balkon steht und wartet, um abschließen zu können), “I didn’t know that” (absolut underdressed auf einem Dorffest, dass sich als eine Art Staatsempfang entpuppte) “Sorry, I forgot our appointment” (als mich mein Gegenüber 30 Minuten später anruft) oder “Oh, I am so sorry” (nachdem ich mit meinem Fahrrad beim Ausparken ein Moped gerammt hatte, bei dem auch glatt ein Stück Schutzblech abbrach) – immer kommt die gleiche Antwort: “No problem - Od’banja’ha“. Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich sogar an einem Restaurant vorbei, das ‚No Problem’ heißt.
Das ist wahrscheinlich eine Art Reflexreaktion, dass auf das Wort ‚Sorry’ ‚No Problem’ folgen muss, ähnlich wie bei ‚How are you’ und ‚Thank you I’m fine, and you?’.
Ich frage mich, ob damals, als Pol Pots Brüder Nummer 2 und 3 1998 offiziell nach Phnom Penh kamen, um sich für die Taten der Khmer Rouge bei den Kambodschanern und auch ‚den Tieren, die unter den roten Khmer gelitten haben’ zu entschuldigen und „sorry, very sorry“ ins Mikrophon logen, auch der eine oder andere Kambodschaner, dessen Eltern und 3 Geschwister auf Pol Pots Schlachtfeldern verhungert sind oder tot geschlagen wurden, vor seinem Fernseher oder dem Miniradio irgendwo in der Provinz schulterzuckend „Od’banja’ha“ murmelte.
Und bisher war es auch noch nie ein Problem für die beiden, dass sie eine tragende Rolle in diesem grausamen Völkermord gespielt haben. Noch können sie sich unbehelligt um ihre Vorgärten kümmern, gesponsert von der aktuellen Regierung, Premier Hun Sen ist ja ein alter Parteikumpel.
Doch jetzt kommen die Ausländer und machen Stress mit ihrem Khmer Rouge Tribunal, dabei hat man doch in Kambodscha ganz andere Probleme, als sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Wieso alte Wunden aufreißen oder die Jugend verunsichern, vor denen man das Massengemetzel von vor 30 Jahren so gut verschwiegen hat?
Od’banja’ha
anima - 25. Mai, 08:28