Asien

Montag, 11. Juni 2007

Dah'ling

Die letzten beiden Wochen habe ich einen Intensiv-Urlaub durchgezogen. Mit Besuch im Gepäck ging es erst nach Kratie, einer kleinen Stadt am Mekong, der dort besonders tief ist und eine Delfin-Kolonie beherbergt, dann weiter nach Siem Reap, wo wir im Schnelldurchgang die Tempel besichtigten und zum Schluss noch ein paar Tage am Meer in Kampot und Kep (meine Lieblingsecke in Kambodscha). Hier haben wir flotte Mopeds ausgeliehen und sind ein bisschen an der Küste entlang gedüst. Ein gespenstischer Landstrich: Während es vor 50 Jahren das Vorzeige-Strandbad Kambodschas war, voller Villen reicher Kambodschaner, mit beleuchteter Promenade, Königsresidenz und Springbrunnen sind davon jetzt nur noch Ruinen übrig geblieben. In ihrem Wahn, eine Gesellschaft ohne Unterschiede zu schaffen, wurde dieser Landstrich mit seinen Villen samt deren Bewohner von den Roten Khmer einfach platt gemacht. Übrig geblieben sind imposante Steinmauern, Fundamente, manchmal eine Treppe ins Nichts oder die Grundmauern der einen oder anderen Villa, die ein bisschen nach Bauhaus aussieht und in der jetzt Bauernfamilien mit ihren Tieren hausen...
Jetzt bin ich zurück in Phnom Penh, der Besuch ist schon wieder weg und es bricht eine arbeitreiche Woche an und dann geht es schon wieder nach Hause...
Gestern: Der vorletzte Sonntag und der letzte, an dem ich richtig Zeit habe. Während ich mich am Vormittag in den Untiefen des OPACs herumgetrieben und mittags (schon sehr lange liegen gebliebene) Klamotten gewaschen und sogar mal meine Bude durchgekehrt habe, war der Nachmittag frei für eine ausgedehnte Tour durch die Stadt auf meinem Radl. Eine Idee, auf die am Sonntag nicht nur ich komme. Am Fluss (die Flaniermeile) angekommen, fand ich mich in einer rollenden Mopedmasse wieder. Auf jeder Sitzbank mindestens drei Passagiere, jeder plauschte beim Fahren mit jedem, lange schwarze Haare flatterten und ich war ganz im Rausch des „Dah’ling“ – wie es die Kambodschaner nennen – Rumfahren, gucken, Spaß haben. Cruisen ist vielleicht eine passende Übersetzung. Aber in Kambodscha nimmt das ganz andere Ausmaße an: Hier sorgen die Sonntagsfahrer regelmäßig für Innenstadtverstopfung. Einmal rammte mich sogar ein Moped recht unsanft, aber ich blieb bei diesem ersten ‚Unfall’ überhaupt zum Glück unversehrt. Doch der Schreck hielt nicht lange an, denn schon war meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße vor mir konzentriert, wo der Tourie-Elefant der Stadt gerade zwischen den Mopeds auf dem Heimweg war. Langsam rollte ich vorbei an dem Riesen mit den rundgelaufenen Stampfern und im nächsten Moment war schon mein Kumpel Bo neben mir, der auch auf eine Runde Dah’lng in der Stadt unterwegs war. Fahrrad neben Moped rollten wir durch den Rummel der Stadt, vorbei an lauten Musikständen, Riesenrad und hunderten Süßigkeitenwagen.
Jetzt sitze ich mal wieder im FCC, über der belebtesten Straße der Stadt und schaue noch mal in den ewig vorbeiziehenden Strom aus Mopeds, mit den jungen Leuten, die dicht aneinander gedrängt vor ihrem Alltag wegfahren...

Freitag, 25. Mai 2007

Od’banja’ha

Kambodscha ist das Null-Problemo-Land schlechthin.
Möchte ich ein freundliches „Od’banja’ha“ hören, brauche ich mich nur für irgendwas zu entschuldigen. Ob: „Sorry, I’m late.“ (abends halb 11, wenn die Vermieter-Mutti schon oben auf dem Balkon steht und wartet, um abschließen zu können), “I didn’t know that” (absolut underdressed auf einem Dorffest, dass sich als eine Art Staatsempfang entpuppte) “Sorry, I forgot our appointment” (als mich mein Gegenüber 30 Minuten später anruft) oder “Oh, I am so sorry” (nachdem ich mit meinem Fahrrad beim Ausparken ein Moped gerammt hatte, bei dem auch glatt ein Stück Schutzblech abbrach) – immer kommt die gleiche Antwort: “No problem - Od’banja’ha“. Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich sogar an einem Restaurant vorbei, das ‚No Problem’ heißt.
Das ist wahrscheinlich eine Art Reflexreaktion, dass auf das Wort ‚Sorry’ ‚No Problem’ folgen muss, ähnlich wie bei ‚How are you’ und ‚Thank you I’m fine, and you?’.
Ich frage mich, ob damals, als Pol Pots Brüder Nummer 2 und 3 1998 offiziell nach Phnom Penh kamen, um sich für die Taten der Khmer Rouge bei den Kambodschanern und auch ‚den Tieren, die unter den roten Khmer gelitten haben’ zu entschuldigen und „sorry, very sorry“ ins Mikrophon logen, auch der eine oder andere Kambodschaner, dessen Eltern und 3 Geschwister auf Pol Pots Schlachtfeldern verhungert sind oder tot geschlagen wurden, vor seinem Fernseher oder dem Miniradio irgendwo in der Provinz schulterzuckend „Od’banja’ha“ murmelte.
Und bisher war es auch noch nie ein Problem für die beiden, dass sie eine tragende Rolle in diesem grausamen Völkermord gespielt haben. Noch können sie sich unbehelligt um ihre Vorgärten kümmern, gesponsert von der aktuellen Regierung, Premier Hun Sen ist ja ein alter Parteikumpel.
Doch jetzt kommen die Ausländer und machen Stress mit ihrem Khmer Rouge Tribunal, dabei hat man doch in Kambodscha ganz andere Probleme, als sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Wieso alte Wunden aufreißen oder die Jugend verunsichern, vor denen man das Massengemetzel von vor 30 Jahren so gut verschwiegen hat?
Od’banja’ha

Dienstag, 15. Mai 2007

Dort, wo der Pfeffer wächst

Der normale Tourist besucht auf der üblichen Kambodscharoute die beeindruckenden Tempel der Khmer in Siem Reap. Zu Recht wird Angkor Wat als ein neues Weltwunder vorgeschlagen. Phnom Penh als Ausgangspunkt jeder weiteren Reise durch Kambodscha verdient auf dem Reiseplan auch oft zwei bis drei Nächte, um einen Einblick in die blutige Vergangenheit des Landes zu bekommen und die Prunkbauten des Monarchen in der Landeshauptstadt zu besichtigen. Zum Schluss wendet sich der Durchschnittsreisende nach Süden, um in Sihanukville ein paar entspannte Tage am Meer zu verbringen.
An diesen drei Orten versammeln sich auch die Kambodschaner, die vom Tourismus leben, wie Ameisen um Zucker, der auf den Boden gefallen ist. Da die Tourismusindustrie ohne jede Regelung wächst und sich entwickelt, kann das auch schnell unangenehm für die Touristen werden: Wenn man zum Beispiel am Strand liegt und alle zwei Minuten ein kaum 12jähriges Mädchen vorbeikommt, um eine Massage, Maniküre oder frische Früchte anzubieten und sich mit einem einfachen Nein in 90% der Fälle auch nicht abspeisen lässt. Oder wenn man nicht 20 Meter durch Phnom Penh laufen kann, ohne dass ein Mototaxi-Driver anhält und lüstern grinsend auf seine Rückbank klopft: „Lady – Where do you go?“
Das Kambodscha so viel mehr ist als Siem Reap, Killing Fields und Sex, Drugs and Rock’n Roll in Sihanukville habe ich am vergangenen Wochenende mal wieder gesehen.
Mit zwei Freundinnen machte ich mich am Freitag Nachmittag auf den Weg nach Kampot: eine Stadt nahe der Küste, etwas weiter östlich als Sihanukville. Der Bus war alt, verdreckt und klapperig, aber abgesehen von einem geplatzten Reifen kamen wir heil und pünktlich in dem gemütlichen Örtchen an. Ein sauberes Guesthouse für 2 Dollar die Nacht war schnell gefunden. Eingecheckt und frisch geduscht machten wir uns auf den Weg durch das Städtchen. Kein Mototaxi war nötig, denn alles ist zu Fuß erreichbar. Und sofort fiel auf: Es stank nicht, kein Mototaxidriver schnalzte uns hinterher und auch die Straßenränder waren nicht zugemüllt, sondern grün und mit netten kleinen Blumenkästen geschmückt. Adrette, vom Verfall gezeichnete Kolonialbauten reihten sich auf der rechten Seite aneinander, links der Straße floss breit und ruhig der Fluss, an dessen anderem Ufer sich die bewaldeten Hänge des Elefantengebirges erhoben, die Hügelkuppen geheimnisvoll in leise ziehende Wolken gehüllt.
Dort zwischen den Wolken lag auch unser Ziel für den nächsten Tag: Der Bokor Hill National Park. Dieser Urwald bietet neben Elefanten und Tigern eine der meiner Meinung nach größten Attraktionen Kambodschas: Ghost Town - Eine in den 20ern gebaute Vergnügungsanlage der Franzosen mit Hotel, Kasino und Kirche, die seit dem Bürgerkrieg der 70er im nass-kalten Dschungelklima vor sich hin gammelt.
Organisierte Touren, inklusive Trekking, Mittagscurry und einer Bootstour zurück, bringen täglich einige Pick-Up-Ladungen Touristen auf den Berg. Jetzt weiß ich auch, was mit „bumpy road“ gemeint ist: Zwei Stunden lang schleppte sich unser Wagen von einem Schlagloch in das nächste. Auf dem Plateau angekommen, wandelten sich Stimmung und Klima, von sonnig-mediterran zu kalt, nass und nebelig. Während das Kasino nur noch in den Grundmauern erhalten ist, kann man das ehemalige Hotel besichtigen. Der Nebel begrenzte unser Sichtfeld auf vielleicht 20 Meter, danach weißes Nichts. So war das Gebäude erst dunkel und riesig erkennbar, als wir direkt vor dem imposanten Portal standen. Der Eintritt in das Foyer war wie der Eintritt in eine andere Welt: Dunkle, von Graffiti überzogene Wände, Nebelschwaden, die wie wehende weiße Vorhänge zu den Fenstern reinzogen, Überreste des einst prunkvollen Marmorbodens und von weit hallende Schritte und leise Gespräche anderer Besucher, die man in dem Labyrinth aus Stockwerken, Treppen, Balkonen und Zimmern aber nicht zu sehen bekam. Die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm, dachte ich die ganze Zeit. Unvorstellbar, dass sich dort vor wenigen Jahrzehnten noch die Highsociety Kambodschas die Zeit vertrieb.
Ewig hätte ich durch die Räume streifen können, aber unser Guide leitete uns sicher aus dem Haus zurück zum Pickup, zurück in die Hitze.
Den zweiten Tag verbrachten wir am Meer, in dem nahen Strandbad Kep, mit Krabben, die wir knackten, bis die Finger bluteten und dem besten Pfeffer überhaupt: Kampot-Pfeffer.
Der Weg zurück ins laute, stinkende Phnom Penh fiel ziemlich schwer. Aber es hat sich wirklich gelohnt, dorthin zu fahren, wo der (beste) Pfeffer wächst.
Meine Fotos vom Grusel-Hotel

Freitag, 11. Mai 2007

Ronan Keating live

Wer haette gedacht, das ich diese Headline jemals verwenden wuerde.
Nun ist der Tag gekommen und vor Spannung zitternd erwarten die geehrten Leser mein Statement.
Nujaa. Ich bin bekannterweise kein Keating-Fan und auch die Boyband-Phase, die mich in den 90ern eigentlich haette fest im Griff haben sollen, ist aus unerklaerlichen, myserioesen Gruenden an mir vorbei gezogen. Trotzdem kenn ich den einen oder anderen Gassenhauer des Kuenstlers. Es sind sogar gewaltig viele, die durch die Dauerbeschallung von Jump FM in mein Unterbewusstsein eingesickert sind, um zu dem Konzert am Mittwoch ihren grossen Auftritt zu haben.
Das Konzert war in der Halle des Olympiastadions von Phnom Penh. Man erwartet riesige Ausmasse, allerdings reicht der Innenraum nicht mal an die Groesse der Jako-Arena (fuer alle Nicht-Bamberger: Das ist die Basketballhalle der ehemaligen GHP Baskets) heran. Die Siebentausend Plaetze der Halle waren vielleicht zu zwei Dritteln besetzt. Kein schlechtes Ergebniss, nach den Befuerchtungen der letzten Woche.
Kurz und gut: Ronan Keating, kam, sang und alle lagen ihm zu Fuessen. Die kambodschanischen Fans sangen aus voller Kehle mit, jubelten und klatschten, ob Jung, ob alt, ob Mann ob Frau. Man konnte den Leuten ansehen, dass sie stolz auf den Besuch dieses ersten Solo-Kuenstlers in ihrem Land waren. Es war wirklich eine richtig gute Stimmung. Und das obwohl der Keating meiner Meinung nach nicht der allerbeste Stimmungsmacher ist, den das internationale Showbiz so zu bieten hat, aber ich glaube er hat eine gute 'I Love You-Quote' und das kommt hier einfach verdammt gut an. Und ich ziehe auch den Hut vor ihm, weil er sich als erster in das wilde Kambodscha gewagt hat. Moegen seinem Vorbild viele folgen, die Kambodschaner haben sich einen guten Musikgeschmack verdient! Und das naechste Mal bitte vielleicht fuer 10 Dollar!

Dienstag, 8. Mai 2007

Monsun

Schade eigentlich, dass dieses Wort durch irgendwelche dahergelaufenen Bengels so einen seltsamen Beigeschmack bekommen hat.
Bei mir ändert sich das aber gerade und andere Assoziationen fangen an, wichtiger zu werden. Letzte Nacht z.B.
Für Ende Mai ist das Ende der Trockenzeit angesetzt, mit langsam regelmäßiger werdenden Regenschauern. Die fangen dieses Jahr wohl etwas früher an, nichts Ungewöhnliches.
Gestern gab es schon nachmittags einmal einen Monsunregen - Schwer zu beschreiben. Auf jeden Fall scheint mir das Wort Schauer unzureichend: Eher passend, sowas wie "Es gießt aus Kübeln", dann aber wirklich 30 Minuten durchgängig. Ich als Radfahrerin bin dann erstmal an einem Ort gefangen, denn man ist sofort pitschnass, wenn man seinen Unterstand verlässt.
Diese Nacht jedenfalls fing es wieder an, als hätte jemand den Schalter auf "nass und laut" umlegt, rauscht plötzlich alles. Verstärkt durch das Blechdach natürlich, unter dem ich schlafe. Aber diese Nacht brachte das Dach neben der Lautstaerke noch einen Nachteil: Gerade war ich wieder am Wegdösen, als ich ein paar Spritzer auf meinem Gesicht wahrnahm - unfähig zu reagieren merkte ich, dass aus den Spritzern Tropfen wurden und schließlich raffte ich mich doch auf. Bei Licht wurde das Ausmaß der Überschwemmung sichtbar: Ein Teil des Zimmers stand schon unter Wasser und direkt über meinem Bett lief eine große Menge Wasser die Wand runter. Wahrscheinlich hatte sich auf dem Dach eine Wasserblase gebildet, die dann so schwer wurde, dass sie das Dach eingedrückt hat, denn wenige Minuten später hörte der Sturzbach in mein Zimmer auch schon wieder auf. Ich versuchte mit einem Handtuch, die gröbsten Wassermassen zu entfernen, gab es dann auf und schlief. Frühs war alles trocken und ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht doch alles nur geträumt habe... aber das nasse Handtuch lag noch auf dem Boden...

Montag, 7. Mai 2007

Ronan Keating in PP

Als ich vor ein paar Wochen am Fluss rumhing, sah ich zum ersten Mal das Plakat: Ronan Keating - mit stechend blauen Augen - Am 09.05. live in PP. Ohne viel zu überlegen, kaufte ich zwei Tickets für mich und meine kambodschanische Freudin Chea - Immerhin ist es der erste Internationale Solokünstler überhaupt, der in Kambodscha auftritt. Und dass es ein schmalziger Sunnyboy ist, kann man da mal eben außer Acht lassen.
Jetzt steht in der PPPost, das die Veranstater die Halle im Olympic Stadion mit 7.000 Plätzen nicht vollbekommen. Und dann habe ich auch mal ein bisschen nachgerechnet. Es gibt drei Ticketklassen, für 15, 25 und 65 Dollar. Für mich sind 15 Dollar kein Preis für ein Konzert.
Aber man muss sich mal überlegen, dass die meisten Menschen hier von weniger als einem Dollar am Tag leben. Und selbst, wenn das Konzert die Mittelklasse ansprechen soll, mit einem Verdienst von vielleicht 50-100 Dollar monatlich, dann sind die Kosten für die billigsten Plätze immernoch 15-30% des monatlichen Gehaltes. In Relation mit deutschen Einkommen würde die Karte also mehr als 200 Euro kosten.
Und erschwerend kommt hinzu, dass das eine Form der Unterhaltung ist, die man hier nicht kennt. Niemand bezahlt soviel Geld für einen Abend, in einem Land wo der erste Gedanke immer dem Überleben gewidmet ist...
Im einzigen englischen Radio-Sender LoveFM (einfallsreich, wa?) laufen die Bussibabba-Boyband-Balladen der 90er. Da spielen Namen keine Rolle, Hauptsache es kommt oft "Love and Missing You" in den Texten vor... Ronan Keating hatte maximal ein Lied, was man hier kennen könnte (if tomorrow never comes?) und das kann ihm keiner zuordnen.
Ich bin gespannt ob er übermorgen vor leeren Sitzen spielen wird.

Donnerstag, 3. Mai 2007

Frühstück der besonderen Art

Von Leben

Dienstag, 1. Mai 2007

Abenteuer mit aggressiven Ameisen

Das vergangene Wochenende habe ich in seeliger Ruhe in Kohkrabai verbracht, einem Dorf bei Phnom Penh (ein paar Kilometer südwestlich). In diesem idyllischen Straßenort entlang des Bassac Flusses besitzt mein Chef ein kleines, nettes Häuschen, sicherlich ohne solche Luxusgüter wie fließend Wasser oder Ausgehmöglichkeiten am Abend, dafür wartet dieses Fleckchen Erde aber mit einer Terrasse am Fluss auf, wo ein altes Männlein wohnt, dass einen ungefragt mit Tee und Hängematte versorgt und zudem noch nett lächelt und ganz nebenbei ein bisschen Khmer unterrichtet.
Haengematte1
Doch leider war es mir diesmal nicht vergönnt, den ganzen Tag in meiner im Fluss-Wind sanft schaukelnden hängenden Matte zu verbringen und kambodschanische Schelmenromane zu lesen, sondern dieses Wochenende galt es, die Ärmel hochzukrempeln, in die Hände zu spucken und das Schicksal beim Schopfe zu packen. Na gut vielleicht nicht das Schicksal, wohl aber einige hundert Mangos, die in der kleinen Plantage (50 Bäume) meines Chefs im saftigsten Grün an den Bäumen hingen, welche wiederrum riefen: „Schüttel uns, unsere Mangos sind schon reif.“ Leider war das nicht so einfach wie im Märchen bzw. mit den Äpfeln. Mangos halten sich krampfhaft an ihrem Mamabaum fest, aber die uralte Kultivierung hat hierfür freilich ein technisch perfektes und in der Herstellung billiges Hilfsmittel entwickelt: Ein kleiner Korb an einer langen Stange, in dem man die Mango mit etwas Feingefühl einfangen und dann runterreißen muss.
Von kokrabai
Eine scheinbar einfache und abwechslungsreiche Arbeit, die ohne größere Schwierigkeiten auch für einen Mangoerntenlaien wie mich schaffbar scheint. Zuerst war das auch so. Aber dann.... Gerade hatte ich mich eingearbeitet und hatte eine gute Technik raus, die Mangos in das Körbchen zu bekommen, da spürte ich einen ersten Pieks im Bein. Ich dachte mir nichts weiter dabei, schlug das Insekt ohne hinzuschauen von meinem Unterschenkel und machte weiter. Plötzlich, ein weiterer Schmerz, und dann spürte ich das Krabbeln auf meinen Beinen. Ich schaute an mir runter und alles war voller riesiger (mindestens 1 cm!) roter Ameisen, die versuchten in meine Kleidung einzudringen und es sich unterwegs nach oben nicht nehmen ließen, hier und da kräftig zuzubeißen. Ich ließ den Stab im Baum lehnen und sprang schreiend einbeinig durch den Mangohain und versuchte die Fiecher abzuklopfen, wegzuschnippen oder irgendwie davon abzuhalten, in meine Hose zu krabbeln. Leichter gesagt als getan, die sind echt hartnäckig – krallen sich fest mit ihren grässlichen sechs Beinen und lassen nicht locker.
Schließlich hatte ich meine Beine befreit und griff wieder zu meinem Arbeitsgerät, um an anderer Stelle weiterzumachen, aber da waren schon meine Arme voller Ameisen, die über den Stab vom Baum herunter gekrabbelt waren, um ihre Mangos zu verteidigen. Wieder folgte ein erbitterter Kampf, an dessen Ende ich es schließlich aufgab, und mich resigniert dem Einsammeln der Früchte widmete. Das war allerdings auch nicht besser, denn auf jeder am Boden liegenden Mango saß ein Team von den Mistbiestern und wartete auf meinen Zugriff. Näherte ich mich mit meiner Hand, stellten sie sich auf ihre vier Hinterbeine und drohten mit ihren Beißwerkzeugen – kein schöner Anblick. Ich tat es den anderen Sammlern gleich und sammelte schnell, um die Fieslinge dann von meinen Händen zu klopfen, wo die Haut zu dick ist, als das ihre Bisse wehtun könnten. Das Einsammeln war also nicht weniger gefährlich, aber ich stürzte mich in den Spießrutenlauf und versuchte mich ein wenig nützlich zu machen.
Ameise
Zur Belohnung gab es ein wunderbar leckeres Picknick unter Mangobäumen, ohne Ameisen und ich konnte meine geschwollenen Arme und Beine kühlen. Aber den Kampf mit diesen kleinen Monstern werde ich wohl nicht so schnell vergessen. Das ist wirklich was anderes, als die kleinen Schwarz-roten die ich zuhause in meinem Müsli hab – die riesigen Roten waren wirklich aggressiv und haben gezielte Angriffe gestartet... Übel, wenn man die in der Wohnung hat, na dann Gute Nacht, oder besser keine Nacht...
Mehr Bilder zu meinem Abenteuer gibt’s bei Picasa.

Ansonsten wäre noch zu erwähnen, das sie ganz schlimme Hitze hier überstanden scheint, es regnet mittlerweile fast jeden zweiten Tag und die Nächte sind mit Ventilator auf Stufe 1 durchaus erträglich. Selbst die kalte Dusche am Morgen bringt mich mittlerweile zum Frösteln.

Noch ne andere Frage am Rande: Wieso hat man am Tag der Arbeit eigentlich frei? hehe

Donnerstag, 26. April 2007

Ketten-SMS, die ernst macht

Wer kennt sie nicht, diese Ketten-E-Mails und ICQ-Nachrichten, die einem das absolute Glück, wenn man sie weiterleitet, und den sofortigen Tod, wenn man es nicht tut, versprechen?
Ich hab gestern Abend eine Ketten-Sms der besonderen Art bekommen:
Tell everyone, please don't eat the beef cuz some cows are dead at Svay Si So Phon (im Westen an der Grenze zu Thailand), maybe more than 100. Please forward this to everyone you know. Thanks
In diesem Fall könnte doch tatsächlich mal die üble Prophezeiung wahr werden.
Interessant auch, wie sich solche Meldungen hier verbreiten. Selbstverständlich ist aus den Medien heute nichts darüber zu erfahren. Aber wer weiß, wie viele Kühe tatsächlich gestorben sind, und ob überhaupt...

Dienstag, 24. April 2007

Phnom Penh in der FAZ

Ein gelungener Artikel über Kambodschas Hauptstadt, für die, die es interessiert...

Animalisch

Germanistik-Studentin aus Bamberg lenkt sich mal wieder von der Arbeit ab

GrüßDich

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Starker Kiefer
Ist auch gut, dass die Kleinen stark zubeissen können...immer...
H.Volke (Gast) - 10. Feb, 07:59
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Jetzt hab ich doch glatt den Jahrestag zum letzten...
Ilona (Gast) - 11. Jun, 14:17
schwul
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Hey Oda!
Mach doch mal wieder was für Dein Blog! Immerhin eroberst...
Kelly (Gast) - 14. Okt, 19:02
Schick,...
.. schickt. Wann geht die Tasche in die Serienproduktion?
hacka (Gast) - 21. Mai, 10:57
Gretelies Tasche
... ist mein nächstes Vorhaben, mit den gleichen Stoffen,...
anima - 22. Mär, 09:47
gratulation!
der erdbeerstoff ist wirklich großartig, ich sollte...
paule (Gast) - 21. Mär, 23:54

Unerfindlich

 

Fleißig

Online seit 6579 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 10. Feb, 07:59

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